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Zwischen Idealismus und Absicherung – Was junge Ärztinnen und Ärzte beim Berufseinstieg beachten sollten

Mit dem Ende des Medizinstudiums beginnt für angehende Ärzt:innen ein neuer Abschnitt – sowohl fachlich als auch organisatorisch und persönlich. Der Berufseinstieg bringt für sie das erste geregelte Einkommen und den klinischen Alltag mit sich. Darüber hinaus müssen jedoch auch zahlreiche Entscheidungen getroffen werden, für die es kein praktisches Modul im Studium gab, wie Arbeitsverträge, Versicherungsschutz, Weiterbildung oder finanzielle Planung. Wird in diesen Bereichen frühzeitig Klarheit geschaffen, lassen sich viele typische Stolpersteine vermeiden.

Tarif, Vertrag, Realität – Was in der Klinik zählt

Die erste Anstellung erfolgt meist im Krankenhaus als Assistenzärztin oder -arzt. Die Grundlage dafür bildet in der Regel der Tarifvertrag der kommunalen Krankenhäuser (TV-Ärzte/VKA).

Dieser sieht aktuell ein monatliches Einstiegsgehalt von rund 4.800 Euro brutto (Stand: 2024) vor, mit zusätzlichen Vergütungen für Bereitschaftsdienste. Arbeitszeitmodelle, Probezeit, Urlaubsanspruch und Fortbildungsregelungen sollten im Vertrag genau geprüft werden. Das Gleiche gilt für Regelungen zu Nebentätigkeiten oder Dienstreisen.

Doch auch wenn die tariflichen Grundlagen vorgegeben sind, bestehen gewisse Gestaltungsspielräume, beispielsweise im Hinblick auf die Dienstplangestaltung oder die Zusatzvereinbarungen. Dazu lohnt sich die Rücksprache mit erfahrenen Kolleginnen oder dem Marburger Bund.

Belastung ernst nehmen: Selbstfürsorge von Anfang an

Der Übergang vom Studium in den Klinikalltag ist häufig geprägt von zeitintensiven Dienstplänen, emotional fordernden Situationen und nur wenig planbarer Freizeit.

In einer Erhebung der Bundesärztekammer gaben über 70 Prozent der Berufseinsteiger:innen an, sowohl unter einem hohen Zeitdruck als auch unter dem kontinuierlich steigenden Personalmangel zu leiden. Werden keine entsprechenden Strategien zur Abgrenzung entwickelt, kann es dadurch schnell zu einer Überlastung kommen.

Aus diesem Grund ist es hilfreich, schon frühzeitig die eigenen Belastungsgrenzen zu reflektieren, feste Erholungszeiten einzuplanen und bei Bedarf das Gespräch mit Vorgesetzten zu suchen. Zudem bieten viele Kliniken inzwischen auch Kurse zu Resilienz oder Achtsamkeit im Rahmen der ärztlichen Fortbildung an.

Facharzt in Sicht − Weiterbildung gezielt angehen

Die ärztliche Weiterbildung ist klar geregelt. Abhängig von der jeweiligen Fachrichtung sind fünf bis sechs Jahre für diese vorgesehen.

Die Inhalte und Anforderungen sind in den Weiterbildungsordnungen der Landesärztekammern festgelegt. Wichtig: Jeder absolvierte Abschnitt muss zeitnah dokumentiert werden, sonst drohen Verzögerungen bei der Facharztanerkennung.

Neben der rein fachlichen Qualifikation sollten junge Ärzt:innen allerdings auch ihre mittel- bis langfristige Karriereplanung im Blick behalten, ob Oberarztlaufbahn, Forschung, ambulante Versorgung oder spätere Niederlassung.

Finanzen: Tilgung, Planung, Vorsorge

Viele jungen Ärzt:innen starten mit einem finanziellen Rückstand ins Berufsleben – beispielsweise aufgrund von BAföGs oder eines Studienkredits. Die jeweilige Rückzahlung sollte Teil einer strukturierten Finanzplanung sein. Gleichzeitig ist jetzt der ideale Zeitpunkt, um erste Schritte in Richtung Vermögensaufbau oder Altersvorsorge zu unternehmen.

Besonders relevant für Ärzt:innen ist außerdem, dass die Kombination aus der hohen Arbeitsbelastung und der überdurchschnittlichen Einkommensentwicklung spezielle Konzepte erfordert. Es geht in diesem Zusammenhang weniger um kurzfristige Rendite als um eine langfristige Absicherung – insbesondere bei Krankheit oder eingeschränkter Berufsfähigkeit. Die Deutsche Ärzteversorgung oder ärztespezifische Versorgungswerke bieten hierfür eigene Lösungen an.

Daneben hilft beispielsweise ein spezialisierter Versicherungsmakler für Ärzte dabei, die individuellen Absicherungsbedarfe zu klären, unter anderem in Bezug auf Berufshaftpflicht, Dienstunfähigkeitsrisiken oder Nebentätigkeiten. So ersparen es sich junge Ärzt:innen, sich selbst durch die komplexen Policen arbeiten zu müssen.

Sicherheit schaffen, um souverän zu handeln

Der Berufseinstieg in der Medizin stellt eine äußerst intensiven Lebensabschnitt dar, der neben Fachwissen auch viel Organisationstalent und Weitblick verlangt.

Diejenigen, die sich rechtzeitig mit grundlegenden Fragen rund um Verträge, Absicherung und Zukunftsperspektiven beschäftigen, schaffen für sich jedoch die nötige Stabilität in der fordernden Umgebung.

Der Schlüssel liegt nicht darin, alles sofort wissen zu müssen. Es geht vor allem darum, die richtigen Fragen zu stellen und sich frühzeitig gut zu vernetzen. Dies ermöglicht nicht nur einen professionellen Start, sondern auch ein Arbeitsleben, das sich langfristig als erfüllend zeigt.

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