Von der Fastenspeise zur Weihnachtsspezialität: Christstollen

Bei dem Christstollen handelte es sich ursprüngliche um ein Fastengebäck. Durch den Papstbrief und den Handel mit Gewürzen wurde die Fastenspeise allerdings auf eine ganz neue Ebene gehoben – und die Grundlage für den heute so berühmten Dresdner Christstollen gelegt.

August der Starke, der bekannteste Herrscher von Sachsen, war dem Prunk und Protz nicht abgeneigt. Daher ist es kaum verwunderlich, dass dieser im Jahr 1730 bei einem Schaumanöver Eindruck bei der preußischen Konkurrenz schinden wollte. Dazu ließ er, wohlgemerkt im Sommer, einen riesigen Stollen backen, der aus 320 Kannen Milch und 3600 Eiern bestand. Das gute Stück brachte nach der Legende rund 1,8 Tonnen auf die Waage – und unfassbar viele Kalorien.

Der Ursprung des Stollens

Der Stollen war ein wahres Prestigegebäck, denn früher waren die Zutaten wie Mandeln, Gewürze, Rosinen und Zucker ein großer Luxus. Drei Kilogramm Zucker kosteten in dieser Zeit soviel, wie ein ganzes Rind. Nicht bekannt ist allerdings, wo und wann der erste Stollen überhaupt gebacken wurde, jedoch ist unstrittig, dass dieser hauptsächlich im Advent zubereitet wurde. Die erste schriftliche Erwähnung des Stollens stammt aus dem Jahre 1329.

Der Ursprung des Stollens wird, wie viele andere christliche Bräuche auch, den Heiden zugerechnet. Diese brachten mit Gebildbroten ihren Wunsch nach Gesundheit oder Fruchtbarkeit zum Ausdruck.

Bei der Bezeichnung Stollen handelt es sich wahrscheinlich um eine Ableitung des Begriffs „stollo“ aus dem Althochdeutschen, der „Pfosten“ bedeutet. Eine schönere Erklärung für die Gebäckform ist allerdings, dass der Stollen, der in Zucker gehaucht ist, das Jesuskind in seinen Windeln darstellen soll.

Heutzutage ist vielen Menschen nicht mehr bewusst, dass es sich bei dem christlichen Advent um eine Fastenzeit handelt. Die Kirche war im Mittelalter wesentlich strenger, sodass die Verwendung von Butter in der Zeit vor Weihnachten nicht erlaubt war. Deswegen konnte für das Backen des Stollens keine Butter genutzt werden. Die Ur-Zutaten stellten Öl, Mehl, Hefe und Wasser dar.

Die Erlaubnis der Butter

Im Spätmittelalter stand in Sachen lediglich Rübenöl zur Verfügung. Dies führte dazu, dass Kurfürst Ernst und Herzog Heinrich dem römischen Papst eine Protestnote zukommen ließen. Die Antwort kam in Form des „Butterbriefes“, indem der Papst Innozenz VIII erlaubt, Butter zu verwenden. So konnten sich die Bäcker aus Sachsen gegenüber ihrer Konkurrenz geschmacklich einen großen Wettbewerbsvorteil erarbeiten.

So begann die geschmackliche Veränderung des Stollens im 15. Jahrhundert. Es wurde mit unterschiedlichen Zutaten und Gewürzen experimentiert. Besonders für die Menschen, die kaum etwas hatten, war der Stollen ihre einzige Weihnachtsgabe, die sie sich hart ersparen mussten. Die Butter wurde von ihnen aus Kostengründen häufig durch Gänseschmalz oder Rindertalg ersetzt. Auch in der DDR waren die typischen Zutaten, wie Zitronat, Orangeat und Mandeln Mangelware. Die Bäcker experimentierten daher zweitweise mit Kürbis und grünen Tomaten als Ersatz für Zitronat und Orangeat. Rosinen wurden durch anderes Backobst ersetzt.

Heute stammt die bekannteste Variante des Stollenrezepts aus Dresden. Original Dresdner Christstollen dürfen sich heute nur noch die Backwerke nennen, die nach festgelegten Regeln in der Region von Dresden und dem näheren Umland gebacken werden. Diese Stollen werden durch ein spezielles Siegel ausgezeichnet, welches der Verband des Dresdner Christstollens überwacht.

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