Schmerzempfinden: Warum es so unterschiedlich ist

Mit völliger Sicherheit die Stärke eines Schmerzes zu bestimmen ist eine fast unlösbare Aufgabe. Dies liegt schlicht und ergreifend daran, dass die Schmerzempfindlichkeit von Menschen zu Mensch sehr unterschiedlich ist. Doch warum ist das so? Stimmt es wirklich, dass im Alter das Schmerzempfinden nachlässt? Und sind Männer tatsächlich wehleidiger als Frauen?

Ist das Schmerzempfinden von Frauen anders als das von Männern?

Dem aktuellen Forschungsstand zufolge scheinen Frauen und Männer ein unterschiedliches Schmerzempfinden zu haben. An den Gründen, warum das so ist, wird bis heute geforscht. Daher gibt es nur Theorien darüber, welche Faktoren sich auf die Schmerzwahrnehmung auswirken.

Wissenswert: Damit ein Arzt einschätzen kann, wie stark die Schmerzen seines Patienten sind, bittet er ihn in der Regel darum, diese auf einer Schmerzskala anzugeben. Dabei kann es sich beispielsweise um eine Reihe von Smilies handeln. Diese reicht von null (lachendes Gesicht/schmerzfrei) bis zehn (weinendes Gesicht/extremer Schmerz).

Frauen haben ein stärkeres Schmerzempfinden

Nervenfasern, die Schmerzinformationen über das Rückenmark zum Hirn weiterleiten, scheinen beim weiblichen Geschlecht sensibler zu sein. In Untersuchungen haben Männer später ihren Arm weggezogen, wenn ihnen ein Hitzereiz gegeben wurde. Neben einer höheren Schmerzempfindlichkeit wird vermutet, dass auch die Schmerzschwelle bei einer Frau niedriger ist. In Tests haben eher Frauen als Männer verhältnismäßig schwache Reize als Schmerzen wahrgenommen.[i]

Manche Fachleute behaupten, dass der Schutz vor Schmerzen bei Frauen erhöht und gesenkt werden kann. Ein Begründungsversuch dafür, weshalb beispielsweise eine Schwangere ein geringeres Schmerzempfinden hat: Es ist denkbar, dass Hormone wie Östrogen oder Progesteron die Schmerzempfindlichkeit beeinflussen. Wenn ein Kind erwartet wird, scheint es dem Organismus wichtiger zu sein, die werdende Mutter vor Schmerzen zu schützen, als sonst.

Deshalb hat ein Mann eine geringere Schmerzempfindlichkeit

Zugeben: Im Volksmund wird behauptet, Männer seien viel wehleidiger als Frauen. Würden Sie für das Gebären von Kindern verantwortlich sein, wäre der Mensch vermutlich schon längst ausgestorben. Oft hört man die Worte: „Ein Mann erträgt doch den Geburtsschmerz niemals“. Tatsächlich scheinen Männer jedoch ein geringeres Schmerzempfinden als Frauen zu haben.

Zu den Gründen, die vermutlich dazu beitragen zählen unter anderem:

  • In vielen Kulturen sind Schmerzäußerungen ein Zeichen von Schwäche.
  • Eine Frau wird eher als ein Mann dazu ermutigt Gefühle (Schmerzen) zu zeigen.
  • Evolutionsgeschichtlich betrachtet macht es Sinn, dass Jäger und Sammler in bestimmten Situationen, wie dem Erlegen der Beute, eine geringere Schmerzempfindlichkeit

Bisher gibt es trotz allem weder einen gültigen Beweis noch einen Gegenbeweis dafür, dass das weibliche Geschlecht sensibler ist, was Schmerzen angeht.

Im Alter sinkt das Schmerzempfinden: Stimmt das wirklich?

Bei der Schmerzempfindlichkeit spielt das Lebensalter eher eine indirekte Rolle. Denn je älter ein Mensch wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er lang anhaltende Schmerzen bekommt. Nicht selten leiden die älteren unter uns an mehr als einer Erkrankung gleichzeitig. Oftmals stehen nicht mehr die Schmerzen, sondern lebensbedrohliche Erkrankungen im Fokus der Behandlung.

Es ist nicht nachgewiesen, dass im Alter das Schmerzempfinden nachlässt. Zu den Gründen, die diesen Eindruck entstehen lassen, zählen unter anderem:

  • Jüngere berichten häufiger als Ältere von ihren Schmerzen.
  • Manche Patienten wie etwa schwer Demente sind nicht mehr in der Lage dazu ihre Beschwerden mitzuteilen.

Doch nicht nur durch Worte äußern sich Beschwerden. Stöhnen, Weinen, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Blässe, Schwitzen und ein hoher Puls, sind nur einige Faktoren, die auf Schmerzen hinweisen können.

Fazit: Angehörige, Pfleger und Ärzte sollten bei älteren Personen immer aufmerksam sein und einmal öfter nachfragen, ob sie Schmerzen haben.

[i] Deutsche Schmerzgesellschaft e.V.: Schmerz und Geschlecht. URL: https://www.dgss.org/patienteninformationen/besonderheiten-bei-schmerz/schmerz-und-geschlecht/ (24.04.2018).

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