Psychologin im Interview: Lügner entlarven

Die Körpersprache des Menschen setzt sich aus vielerlei Komponenten zusammen. Jede für sich gesehen würde eine spezielle Analyse über den Wahrheitsgehalt einer Information konkret zulassen. Allerdings ist weder das menschliche Auge dafür geschaffen, die aussagekräftige Gesichts-Mimik in Milli-Sekunden wahrzunehmen, noch kann unser Gehirn die dazugehörige Gestik in dieser kaum messbaren Zeitspanne analysieren. Doch eine Psychologin verrät im Interview spannende Details, wenn es darum geht, Lügner zu entlarven.

Wir alle lügen im Durchschnitt etwa 5 – 200 mal am Tag. Die Gründe dafür sind geschlechtsspezifisch unterschiedlich. Während Männer vorwiegend deshalb lügen, um sich selbst in ein besseres Licht zu rücken oder in geschäftlichen Angelegenheiten bessere Chancen einzuheimsen tun Frauen das vorwiegend, um andere nicht zu verletzen. Die Psychologin dazu: „Lügen ist alltäglich und gehört zum Leben dazu. Ein Leben ohne Lügen wäre sehr einsam, schließlich ist eine Notlüge manchmal eine bessere Lösung, als einen Menschen unnötig zu kränken. Menschen, die nicht sehr diplomatisch sind, haben tatsächlich kein großes, soziales Umfeld um sich geschart.“

„Erkennt man Lügner tatsächlich an der Nase?“

„Zumindest dachte man das immer. Die Experten sind davon ausgegangen, dass einige Gesichtsregionen bei einer Lüge besser durchblutet werden. Das ist tatsächlich der Fall, trifft aber nicht auf die Nase zu: Die kühlt

interessanter Weise ab und zieht sich zusammen, wenn man lügt“, so die Körpersprache-Expertin.

Wie sie darauf kommt?

„Versuchsreihen mit Wärmebildkameras haben das gezeigt.“ Doch spannend sind die Berührungen im Gesicht: „Bei einer Lüge greifen sich die meisten Menschen an Wange, Ohrläppchen oder Stirn.“ Doch auch das ist immer im Kontext zu sehen: „Nervöse oder schüchterne Menschen tun das auch ohne gerade eine Lüge aufzutischen.“ Deshalb ist es auch sehr wichtig, die Baseline eines Menschen zu kennen. „Wenn Sie einen Lügner entlarven wollen, dann reden Sie erst über unverfängliche Dinge, Smalltalk eben. Um dann die entscheidende Frage hinten anzubringen. Wenn die Körpersprache zuerst entspannt war, und sich bei einer entscheidenden Frage dann komplett ändert, kann von einer Lüge ausgegangen werden“, so die Psychologin. Und sie fügt hinzu: „Es wird Politikern von Anfang an abtrainiert, sich während einer Rede im Gesicht zu berühren.“

Häufiges Augenzwinkern verrät eine Lüge?

„Es trifft zu, dass sich die Lidbewegung beim Lügen um bis zu ein sechsfaches erhöht“, sagt die Spezialistin. Allerdings müssen auch hier wieder die Rahmenbedingungen mit einbezogen werden: „Sensible, nervöse Menschen zwinkern ohnedies öfter, während narzisstische Psychopathen ihr Spiel ohne Gefühlsregung durchziehen. Es gibt Menschen, die ihre Lügen gut vorbereiten und in Gedanken immer wieder durchspielen. Sie glauben ihre Lügen dann tatsächlich selbst und sind somit auch für einen Experten schwer zu durchschauen.“

Auf das Bauchgefühl vertrauen?

Es stimmt wirklich: Unbewusst nehmen wir viel mehr war, als auf der Bewusstseinsebene; deshalb kann es im Alltag das Vernünftigste sein, wenn wir unser Bauchgefühl mit ins Boot holen. Selbst ein Lügendetektor reagiert nur auf die Hautspannung und Puls bzw. Blutdruck. Er kann lediglich zum Ausdruck bringen, ob eine Person auf eine Frage emotional reagiert oder eben nicht.

Deshalb braucht man auch immer Überprüfungsfragen, um festzustellen, ob jemand die Wahrheit sagt oder lügt. Im Alltag ist und bleibt der eigene „innere Berater“, also das Bauchgefühl der beste Ansprechpartner, wenn es um die Wahrheit geht. „Ein flaues Gefühl im Magen bedeutet meist nichts Gutes, deshalb sollte dann auch Vorsicht angebracht sein“, so die Psychologin abschließend.

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